Kinder brauchen Perspektiven statt populistischer Parolen!

Der Landtag von Nordrhein-Westfalen hat heute in einer Aktuellen Stunde über die von der Landesregierung jüngst vorgestellten Studien zur Kinder- und Jugendkriminalität diskutiert.

Hierzu erklärt Christina Kampmann, innenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Kinder- und Jugendkriminalität ist ein ernstzunehmendes Problem, das wir entschieden angehen müssen – aber nicht mit populistischen Parolen, sondern mit wirksamer Prävention und echter Unterstützung für junge Menschen. Zwar lässt sich insgesamt ein Rückgang feststellen, doch gerade bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen haben wir erneut einen Anstieg um knapp zehn Prozent. Diese Zahlen sollten uns alarmieren, ohne in Alarmismus zu verfallen. Denn die große Mehrheit der Jugendlichen verhält sich regelkonform und sozial – aber wir dürfen die Entwicklungen, die insbesondere die aktuelle Dunkelfeldstudie der Universität Köln aufzeigt, nicht ignorieren.

Besonders besorgniserregend ist der deutliche Anstieg von Gewaltdelikten und die Abschwächung der Normbindung. Viele Jugendliche sehen kleinere Regelverstöße wie Ladendiebstahl oder Schulschwänzen heute weniger kritisch als noch vor zehn Jahren. Auch das Gefühl, ein Messer bei sich tragen zu müssen, hat zugenommen – meist aus Angst, selbst Opfer zu werden. Das zeigt, wie wichtig Sicherheit, Vertrauen und soziale Bindung für junge Menschen sind.

Die Ursachen für diese Entwicklungen sind komplex. Familiäre und psychische Belastungen spielen eine große Rolle. Besonders erschütternd ist, dass wieder mehr Kinder Gewalt durch ihre Eltern erfahren: Über 20 Prozent der Jugendlichen berichten, mindestens einmal geschlagen worden zu sein – und 12 Prozent sogar mit einem Gegenstand. Das ist ein Anstieg schwerer Elterngewalt um über 130 Prozent seit 2013. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das erschüttert.

Hinzu kommt der Einfluss sozialer Medien. Wenn fast ein Drittel der Jugendlichen angibt, schon einmal ein Enthauptungsvideo gesehen zu haben, und viele täglich mehrere Stunden gewalthaltige Inhalte konsumieren, dann darf uns das nicht kaltlassen. Diese digitale Gewaltkultur hat reale Auswirkungen auf das Verhalten und das Werteverständnis junger Menschen.

Doch von der Landesregierung hören wir bisher nur Problembeschreibungen, aber sehen keine Tätigkeit. Wir als SPD haben konkrete Vorschläge gemacht: Wir wollen Kinder und Jugendliche stärken, ihre Resilienz fördern und Gewaltprävention ernst nehmen. Wir brauchen eine starke Jugendhilfe, gut ausgestattete Schulen mit Schulsozialarbeit und Programme, die elterliche Erziehungskompetenzen gezielt fördern. Wir müssen soziale Räume stärken und Angebote wie Jugendzentren erhalten, statt sie kaputtzusparen – denn Studien zeigen, dass ihre Schließung Jugendkriminalität nachweislich steigen lässt.

Die von CDU und FDP geforderte Absenkung der Strafmündigkeit ist dagegen weder sinnvoll noch wirksam. Sie bekämpft Symptome statt Ursachen und widerspricht der Forschung. Selbst die Studie der Landesregierung enthält dafür keinerlei Empfehlung – wohl aber viele richtige Ansätze, die diese Landesregierung einfach ignoriert.

Wir fordern die Landesregierung auf, endlich ein ganzheitliches Konzept vorzulegen, das Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellt, Alternativen zur Inhaftierung schafft und Jugendhilfe-Einrichtungen stärkt – auch mit Ausbildungsperspektiven für straffällig gewordene junge Menschen. Das wäre verantwortliche Politik.“

Handyfreier Vormittag und mehr Action auf den Schulhöfen

Im Landtag fand heute die Anhörung von Sachverständigen zum SPD-Antrag „Mehr Schutz- und Entwicklungsräume für Kinder und Jugendliche – Medialen Schutzraum an Schulen schaffen!“ statt.

Im Anschluss erklärte Dr. Dennis Maelzer, Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW für Kinder, Jugend und Familie:

„Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer wesentlich digitaleren Welt auf als die Generationen vor ihnen. Das birgt sowohl positive wie auch negative Aspekte. Wir wollen Schulen zu Schutz- und Entwicklungsräumen weiterentwickeln, um genau diese Aspekte im Blick zu behalten. In Nordrhein-Westfalen fehlt es an einheitlichen und kindgerechten Regeln zur Nutzung von Handys und anderen mobilen Endgeräten an Schulen. Wir haben großen Rückhalt für unsere Forderung gehört, die private Handynutzung an Grundschulen grundsätzlich nur noch in begründeten Ausnahmefällen zuzulassen. An weiterführenden Schulen soll das Leitbild des „handyfreien Vormittags“ greifen. Schulen berichten, dass Ruhe, Konzentration und soziales Miteinander spürbar zunehmen. Dies funktioniert aber nur in einem ganzheitlichen Ansatz – eine reine Verbotslogik würde zu kurz greifen. Eltern und Lehrkräfte müssen durch niedrigschwellige Bildungsangebote gestärkt werden.

Als neuen Ansatz für NRW wollen wir „Digital Streetwork“ einführen, indem Sozialarbeit und die konkrete Ansprache junger Menschen auch im Netz erfolgt. Schulhöfe, auf denen man sich langweilt und dann lieber in digitale Welten entschwindet, müssen der Vergangenheit angehören. Dafür wollen wir ein Investitionsprogramm für bewegungsfreundliche Schulhöfe auflegen. Eine Akzeptanz für medienfreie Zeiten im Schulalltag werden wir nur erreichen, wenn wir Kinder und Jugendliche in der Ausgestaltung eines ganzheitlichen Ansatzes beteiligen. Gleichzeitig wissen wir aus Studien der Vodafone-Stiftung, dass bereits heute 60 Prozent der jungen Menschen sich für ein Handyverbot im Unterricht und im Klassenzimmer aussprechen und damit sogar über unsere Überlegungen hinausgehen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Kinder und Jugendliche zu Akteuren zu machen. Kinder und Jugendliche haben eine deutliche Vorstellung von ihrem Medienkonsum. Dabei geht es darum Chancen und Risiken gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen abzuwägen. Die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen lässt sich an dieser Stelle stärken.“

Endlich kommt das Landesantidiskriminierungsgesetz

Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat heute einen Entwurf für ein Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) vorgestellt, der jetzt in die Verbändeanhörung geht und im Anschluss beim Landtag eingebracht werden soll.

Hierzu erklärt Lisa Kapteinat, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Wir begrüßen es sehr, dass die Landesregierung endlich einen Entwurf für ein Landesantidiskriminierungsgesetz vorgelegt hat. Wir haben schon in der vergangenen Legislaturperiode immer wieder darauf hingewiesen, dass wir das Gesetz benötigen, um wichtige Schutzlücken des bundesweiten Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes auf Landesebene zu schließen. Zuletzt haben im Februar einen Antrag im Plenum eingereicht, um den Druck auf die Landesregierung zu erhöhen.

Gerade erst im September hat das Netzwerk für Antidiskriminierung in NRW ihren aktuellen Bericht veröffentlicht. Die Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit eines solchen Gesetzes: Allein im Jahr 2024 sind 1043 neue Diskriminierungsfälle in NRW hinzugekommen. Das ist ein Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. Vor dem Hintergrund der Polarisierung unserer Gesellschaft dürften die Fälle auch in 2025 nicht weniger werden. Daher hat der Schutz von Betroffenen für uns höchste Priorität und ist zudem ein Zeichen für starke demokratische Werte und den Zusammenhalt in NRW. Wir erwarten von der Landesregierung eine schnelle Umsetzung des Gesetzes, die Schaffung der notwendigen Strukturen und eine uneingeschränkte Haltung gegenüber jeder Art von Diskriminierung. Impulse zur Ausgestaltung konnten sie ja bereits aus der Anhörung zu unserem Antrag mitnehmen. Das Gesetz darf kein zahnloser Tiger werden.

Wir werden den weiteren Prozess sehr eng begleiten und unser Augenmerk auch auf die von uns geforderte Landesantidiskriminierungsstelle legen. Denn auch sie ist neben dem Landesantidiskriminierungsgesetz Bestandteil unserer Forderungen und unabdingbar für die ganzheitliche Bekämpfung von Diskriminierung in NRW.“

NRW-Kommunen stecken in der tiefsten Finanzkrise der Nachkriegszeit

Im Kommunalausschuss des Landtags fand heute die Anhörung von Sachverständigen zum Gesetz zur Regelung der Zuweisungen des Landes Nordrhein-Westfalen an die Gemeinden und Gemeindeverbände im Haushaltsjahr 2026 (Gemeindefinanzierungsgesetz 2026 – GFG 2026) statt.

Hierzu erklärt Justus Moor, kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Carl Georg Müller vom Städte- und Gemeindebund NRW brachte es heute in der Anhörung auf den Punkt: „Die Kommunen befinden sich in der tiefsten Finanzkrise der Nachkriegszeit.“ Doch das Gemeindefinanzierungsgesetz 2026 der schwarz-grünen Koalition berücksichtigt diese dramatische Entwicklung überhaupt nicht. Die kommunalen Haushalte in Nordrhein-Westfalen stecken faktisch in einer neuen Verschuldungswelle. Wir bleiben dabei: Das Land muss den Städten endlich mehr von seinen Steuereinnahmen abgeben. Auch wir sind der Meinung, dass der Verbundsatz erhöht werden sollte.

Bei dieser Anhörung hagelte es erneut Kritik an den Plänen der schwarz-grünen Landesregierung, nur 47 Prozent des NRW-Anteils am Investitionspaket des Bundes den Kommunen pauschal zur Verfügung zu stellen. Diese Quote ist nicht ausreichend. Wenn jedes Jahr 80 Prozent der Investitionen in NRW durch die Städte und Gemeinden gestemmt werden, dann müssen auch 80 Prozent des Investitionspaketes direkt bei ihnen ankommen. Und zwar nicht über komplizierte und bürokratische Förderprogramme, sondern pauschal. Die Sachverständigen kritisieren zurecht das große Misstrauen der Landesregierung gegenüber den Kommunen, die Mittel bedarfsgerecht einzusetzen.“

Über 24.000 junge Menschen ohne regulären Ausbildungsplatz: Doch Schwarz-Grün streicht Programme

Viele junge Menschen sind bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgegangen. Das zeigt die aktuelle Bilanz auf dem Ausbildungsmarkt der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit. Hierzu erklärt Lena Teschlade, Sprecherin für Arbeit und Soziales der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Trotz wachsender Nachfrage nach Ausbildungsplätzen und weniger Angeboten bleibt die schwarz-grüne Landesregierung untätig: In Nordrhein-Westfalen haben aktuell 12.437 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz gefunden – das sind 2.777 mehr als im Vorjahr. Weitere 12.294 junge Menschen verfügen lediglich über eine Alternative und würden jederzeit eine Ausbildung beginnen. Insgesamt sind damit über 24.000 junge Menschen ohne regulären Ausbildungsplatz. Zum ersten Mal seit 2014 ist zudem die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätze unter der Hunderttausendermarke (99.272) geblieben – ein alarmierendes Signal für den Ausbildungsmarkt in NRW. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Investition in Ausbildung von zentraler Bedeutung.

Doch statt zu investieren, streicht Schwarz-Grün weiter Gelder in der Ausbildungsförderung. Die Berufseinstiegsbegleitung wird vollständig auf null gekürzt und läuft damit endgültig aus, und für das Programm Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) gibt es trotz großen Bedarfs erneut keine Erhöhung der Mittel. Die Fachkräfteoffensive, die die Landesregierung mit viel Tamtam Ende 2022 angekündigt hatte, streicht sie im aktuellen Haushaltsentwurf komplett. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Mehr junge Menschen wollen eine Ausbildung, aber die Angebote sinken und die Landesregierung lässt sie im Stich. Statt zu investieren, wird gekürzt – das ist arbeitsmarktpolitisch fahrlässig und sozial ungerecht.“

Umfassende Kritik der Sachverständigen am Haushaltsentwurf 2026

In der heutigen Anhörung im Landtag NRW zum Haushaltsentwurf der schwarz-grünen Landesregierung haben Sachverständige aus Wissenschaft, Verbänden und Kommunen die Pläne für 2026 scharf kritisiert. Hierzu erklärt Alexander Baer, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Die heutige Haushaltsanhörung im Landtag NRW hat deutlich gemacht, dass der Haushaltsentwurf der Landesregierung für 2026 weder solide noch zukunftsfest ist. Die Kritik der Sachverständigen ließ kaum einen Bereich aus. Der Landesrechnungshof hat die sogenannte Konsolidierungsliste der Regierung als völlig intransparent und nicht nachvollziehbar bezeichnet. Auch die geplante Ausweitung der Entnahme aus dem Pensionsfonds stößt auf breite Ablehnung. Ob Gewerkschaften, Beamtenbund oder Rechnungshof – alle warnen vor einem Bruch mit der Generationengerechtigkeit. Die Landesregierung will in die Altersvorsorge der Beschäftigten greifen, um Haushaltslöcher zu stopfen. Das ist verantwortungslos.

Die Änderungen im Teilhabe- und Integrationsgesetz sowie im Inklusionsfördergesetz, die die Dynamisierung der Mittel aussetzt und ohne Absprache mit den Kommunalen Spitzenverbänden vorgenommen wurde, kritisieren die Sachverständigen ebenfalls deutlich. „Es bleibt unverständlich, wie man Barrierefreiheit voranbringen will, wenn man Gelder kürzt.“, so der Vertreter des Sozialverband Deutschland. Die Sachverständige Dr. Katja Rietzler vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung forderte, die Mittel aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz konsequent weiterzugeben – und zwar orientiert an der bisherigen Investitionsquote von rund 80 Prozent. Das Land darf diese Mittel nicht zurückhalten, sondern muss sie gezielt für Zukunftsprojekte einsetzen – vor allem in den Kommunen. Nur zehn Milliarden Euro über Pauschalen, wie es die schwarz-grüne Koalition plant, sind dafür bei weitem nicht ausreichend.

Besonders alarmierend: Laut DGB liegen die Ausgaben für allgemeine und berufsbildende Schulen unter dem Niveau von 2020. Gleichzeitig sind die Investitionen so gering, dass NRW im Ländervergleich weiter zurückfällt. Wer bei Bildung spart, spart an der Zukunft unseres Landes. Wir fordern daher einen Kurswechsel: Weg von Fantasiezahlen und kurzfristigen Einsparungen – hin zu einem ehrlichen, nachhaltigen und sozialen Haushalt, der Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Zusammenhalt ermöglicht.“

Experten bestätigen: Kommunale Medizinische Versorgungszentren helfen gegen Ärztemangel

Im Landtag Nordrhein-Westfalen stand heute im Rahmen einer Expertenanhörung der SPD-Antrag „NRW muss funktionieren: Gesundheit vor Ort: Erreichbare Versorgung, wenn sie gebraucht wird“ im Mittelpunkt. Ziele des Antrags sind, die medizinische Versorgung in NRW durch kommunale Medizinische Versorgungszentren (MVZ) nachhaltig zu stärken und dem zunehmenden Hausärztemangel insbesondere in ländlichen Regionen entgegenzuwirken. Hierzu erklärt Thorsten Klute, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist in NRW gefährdet. Immer mehr Hausärztinnen und Hausärzte gehen in den Ruhestand, ohne Nachfolger zu finden. Kommunale MVZ können hier eine entscheidende Rolle spielen. Daher brauchen wir ein Förderprogramm, das Kommunen bei der Gründung und dem Betrieb solcher Einrichtungen unterstützt – und zwar schnell und unbürokratisch.

Ein eindrucksvolles Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung eines kommunalen MVZ lieferte der Bürgermeister der Gemeinde Kalletal, Mario Hecker, in der Anhörung. Das dortige MVZ bietet seit April 2025 eine umfassende hausärztliche Versorgung und wird ab Januar 2026 auch durch eine Kinderärztin verstärkt. In der Gründungsphase hätten Kommunen allerdings hohe Defizite zu tragen. Finanzielle Unterstützung vom Land NRW sei deshalb dringend notwendig, wenn kommunale MVZ ihre erfolgreiche Arbeit fortführen sollen. Er fordert, dass die entsprechenden Mittel des Sonderprogramms Infrastruktur für die Gesundheitsversorgung vom Land NRW an die Kommunen weitergegeben und nicht einbehalten werden. Die Hausärztin Dr. Laura Dalhaus unterstrich in der Anhörung, wie dringend die Situation ist, mit den Worten „Die Hütte brennt. Der Baum brennt. Deshalb herzlichen Dank für Ihren Antrag. Wir brauchen Investitionsprogramme. Wir versorgen 5.000 Patientinnen und Patienten in einer Praxis, die räumlich auf 2.000 ausgelegt ist.“

Wir fordern die Landesregierung auf, ein eigenes Förderprogramm für kommunale MVZ in unterversorgten Regionen aufzulegen. Bis 2030 sollen mindestens 50 neue Zentren entstehen, insbesondere in unterversorgten Gebieten. Dafür sollen bis zu 25 Millionen Euro bereitgestellt werden. Ergänzend schlagen wir zinslose Darlehen über die NRW-Bank sowie eine gezielte Gründungsberatung für Kommunen vor. Die Zeit des Fingerzeigs nach Berlin muss endlich vorbei sein: In NRW trägt Gesundheitsminister Laumann die Verantwortung. Wir erwarten, dass er endlich handelt und den Kommunen die nötige Unterstützung bietet, um die Versorgung vor Ort sicherzustellen.“

Dramatische Finanzlage der Kommunen: Volle Breitseite gegen Schwarz-Grün

Der nordrhein-westfälische Städtetag und der Städte- und Gemeindebund NRW haben heute in Düsseldorf die Ergebnisse der Umfrage unter allen Städten und Gemeinden zur kommunalen Finanzlage 2025 vorgestellt. Hierzu erklären Christian Dahm, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW, und Justus Moor, kommunalpolitischer Sprecher:

Christian Dahm:

„Das war eine volle Breitseite gegen die schwarz-grüne Koalition. Egal, ob es um den Haushaltsentwurf 2026 geht, um die Verteilungspläne des NRW-Anteils am Infrastruktursondervermögen oder die KiBiz-Reform: Die kommunalen Spitzen haben heute einmal mehr kein gutes Haar an der Landesregierung gelassen. Und auch für die Zukunft sehen sie kein rettendes Ufer. Drei Viertel der Städte und Gemeinden schätzen ihre Haushalts- und Finanzsituation in den kommenden Jahren als „mangelhaft“ ein. Ein schlechteres Zeugnis kann man einer Landesregierung nicht geben.“

Justus Moor:

„Die Finanzlage der Städte und Gemeinden in NRW ist landesweit katastrophal. Wenn die Kommunalpolitiker Haushaltsdefizite inzwischen als das „neue Normal“ bezeichnen, ist das mehr als ein Alarmsignal. Das Land muss den Kommunen endlich mehr von seinen Steuereinnahmen abgeben, den Verbundsatz erhöhen und sich mehr an den Soziallasten beteiligen. Ohne Hilfe durch das Land werden sie es nicht aus der Schuldenfalle schaffen.“

Besser als befürchtet – aber leider nicht genug

Zu der heute von der NRW-Landesregierung bekannt gegebenen Verteilung der Investitionsmittel des Bundes erklären Jochen Ott, Vorsitzender, und Christian Dahm, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

Jochen Ott:

„Dass mit 12,7 Mrd. Euro nun doch rund 60 Prozent aus dem Sondervermögen des Bundes in NRW an die Kommunen gehen sollen, ist zumindest ein Zeichen der Einsicht. Gleichzeitig ist es aber auch ein halbherziger Schritt, der den Bedarf vor Ort nicht vollständig abdecken kann. Als SPD-Fraktion haben wir immer klar gefordert, dass 80 Prozent der Investitionsmittel direkt bei den Städten und Gemeinden ankommen müssen. Dort wird investiert, dort entstehen Arbeitsplätze, und dort spüren die Menschen ganz konkret, ob Politik funktioniert oder nicht.

Wir sind jedoch erleichtert, dass es nicht bei den zwischenzeitlich befürchteten 50 Prozent geblieben ist – das wäre ein fatales Signal an die Kommunen gewesen. Dass Ministerpräsident Wüst nun doch mehr Mittel an die Städte und Gemeinden gibt, ist kein Zufall, sondern Ergebnis des massiven und anhaltenden Drucks der SPD in Nordrhein-Westfalen.“

Christian Dahm:

„Die Kommunen sind das Rückgrat unseres Landes. Sie brauchen langfristige Planungssicherheit – deshalb begrüßen wir, dass die Investitionspauschalen im Gemeindefinanzierungsgesetz für die kommenden zwölf Jahre garantiert werden sollen. Aber klar bleibt: Wer die kommunale Familie wirklich stärken will, der muss dauerhaft für eine Entlastung der Städte und Gemeinden sorgen. Schließlich werden mit den jetzt zur Verfügung gestellten Mitteln nur die Löcher gestopft, die überall seit Jahren nur so klaffen. Deshalb braucht es zusätzlich eine bessere und dauerhafte finanzielle Ausstattung.“

IQB-Bildungstrend: NRW kann Abwärtstrend nicht stoppen

Laut dem neuen IQB-Bildungstrend haben sich bundesweit die Leistungen von Neuntklässlern in Mathematik und Naturwissenschaften deutlich verschlechtert. Zudem schneidet Nordrhein-Westfalen im Vergleich zwischen den Bundesländern schlechter ab. Hierzu erklärt Jochen Ott, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Die heute vorgestellte Bildungsstudie zeigt: Der Abwärtstrend bei den Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen ist ungebrochen. Sicherlich ist eine Ursache die Pandemie, der Wechsel in einen unvorbereiteten Fernunterricht und die fehlenden sozialen Kontakte. Das würde die schlechteren Leistungen länderübergreifend und an allen Schulformen erklären. Aber wenn über ein Drittel der Schülerinnen und Schüler die Mindestanforderungen in Mathematik für den mittleren Schulabschluss verfehlt, dann geht in der Bildungspolitik ordentlich etwas schief.

Die Landesregierung schafft es mit ihren halbherzigen Maßnahmen nicht, diesen Trend zu stoppen, geschweige denn umzudrehen. Auch der „Schulkompass 2030“ von Schulministerin Feller bedeutet im Kern nur mehr Druck für Schülerinnen und Schüler durch zusätzliche Tests. Dabei brauchen die Schulen stattdessen mehr Freiräume für pädagogische Arbeit und für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.

Besonders alarmierend ist die Entwicklung, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler unter seelischen oder sozialen Problemen leiden. Das Sozialverhalten an den Schulen wird zu einem immer größeren Problem. Wann hilft die Landesregierung den Schulen endlich dabei, mehr für die mentale Gesundheit der Schülerinnen und Schüler zu tun? Hierzu hat die Schulministerin Feller keine einzige Initiative ergriffen.

Wenn jetzt fast jeder Zehnte die Mindeststandards für den ersten Schulabschluss nicht erreicht, die Landesregierung aber behauptet, Bildung sei nach wie ihr wichtigstes Thema, dann gute Nacht. Wir alle wissen, dass das wir hier nicht nur zum Wohle der Kinder und Jugendlichen zu Veränderungen kommen müssen, wir können es uns auch aus ökonomischer Sicht nicht länger leisten. Daher fordere ich die schwarz-grüne Koalition auf, mit uns die Empfehlungen der Expertenkommission „Chancengleichheit in der Bildung“ sofort anzugehen und nicht auf den Sankt-Nimmerleinstag zu verschieben. Wir müssen umgehend den gebundenen Ganztag in der Grundschule ab Sozialindex 5 einführen. Wir brauchen jetzt mehr Freiheit und damit mehr Verantwortung für jede Schule für Personal und Profil. In Zeiten des ständigen Fortschreitens der Digitalisierung und von Social Media ist der Lehrer als Pädagoge mehr gefordert denn je.“