AfB: Zukunft, Sicherheit und Aufstieg durch moderne Berufsbildung ermöglichen
Zur geplanten Novellierung des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) Ulf Daude:
Seit Jahrzehnten sichert das deutsche Berufsbildungssystem die Ausbildung hochqualifizierten Fachkräftenachwuchses für den Arbeitsmarkt und ist Vorbild für viele Länder rund um den Globus beim Aufbau eigener Ausbildungsstrukturen. Es bedarf hier jedoch grundlegender Anpassungen an aktuelle Bedarfe und Herausforderungen.
Die Bedeutung der Attraktivität dualer Ausbildungsgänge nimmt in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels beständig zu. Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gilt es zu steigern, damit die Menschen Sicherheit für ihre Zukunft bekommen und gleichzeitig das Aufstiegsversprechen durch eigenes Engagement und die Anerkennung der persönlichen Leistungen eingelöst wird.
Der Vorschlag des BMBF zur Verbesserung der Durchlässigkeit innerhalb der beruflichen Bildung ist ein guter Ansatz, greift aber deutlich zu kurz. Wenn wir Deutschland als starkes und hochentwickeltes Land auch in Zukunft erhalten wollen, dürfen wir die Berufswelt nicht mehr in akademisch und beruflich voneinander abgrenzen. Vielmehr muss die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit innerhalb ebenso wie systemübergreifend gestaltet werden. Das Denken von „Häuptlingen und Indianern“ ist von vorgestern und wird dazu führen, dass Deutschland von anderen Ländern überholt wird.
Eine Reform des Berufsbildungssystems muss unter dem Begriff Berufsbildung 4.0 Veränderungen der Arbeitswelt im Zuge der Digitalisierung aufgreifen, neu entstandene Berufsfelder integrieren, neue Formen der Zusammenarbeit gestalten und die individuelle Entwicklung der Menschen in der Berufsbildung in den Mittelpunkt stellen.
Deshalb hat die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) folgende zwölf Anforderungspunkte an ein neues BiGG formuliert:
- die Einführung einer Mindestausbildungsvergütung, die alle Berufsausbildungen attraktiv macht – das ist die Grundlage, dass Talente und Interessen junger Menschen im Vordergrund stehen
- klare Regelungen der Qualität des beruflichen Ausbildungssystems zu dualen Studiengängen und schulisch-betrieblichen Ausbildungen, wie zum Beispiel in Erziehungs-, Pflege- und Gesundheitsberufen
- Gleichwertigkeit und Anschlussfähigkeit von beruflicher und akademischer Bildung durch klare Anerkennungskriterien muss gefördert werden
- mehr Durchlässigkeit und dadurch mehr Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb der Berufsbildung wie auch systemübergreifend zur akademischen Bildung
- echte Lernmittelfreiheit
- die Möglichkeit zur Teilzeitausbildung
- rechtzeitige Informationen zur Weiterbeschäftigung im Ausbildungsbetrieb
- die Modernisierung der Berufsschulen im Rahmen regionaler Netzwerke
- die Einbeziehung der Sozialpartner
- Drittelparität der Prüfungsausschüsse
- Freistellungsmöglichkeiten für Prüfungsausschussmitglieder und Weiterbildungsansprüche für Prüfende
- Weiterbildung als gleichrangigen Bereich