Anja Butschkau / Josefine Paul: Schutz vor häuslicher Gewalt insbesondere in Krisensituationen stärken

Durch fehlende Kinderbetreuung, beengte Wohnverhältnisse und Zukunftsängste steigt in der Corona-Krise bei vielen Familien auch das Stress-Level, das sich nicht selten in zunehmender häuslicher Gewalt niederschlagen kann. SPD und Grüne im Landtag NRW sehen hier akuten Handlungsbedarf und wollen dazu in der kommenden Woche im Ausschuss für Gleichstellung und Frauen mit der Landesregierung über notwendige Maßnahmen zum Schutz von Frauen beraten.

Dazu erklären Anja Butschkau, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, und Josefine Paul, frauenpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Landtag NRW:

Anja Butschkau:
„Bei allen Herausforderungen, die wir jetzt im Blick haben und meistern müssen, dürfen die psychischen Auswirkungen der Corona-Krise und daraus entstehende zwischenmenschliche Schwierigkeiten nicht außer Acht gelassen werden. Viele Menschen haben Angst um ihren Arbeitsplatz, Angst davor, ihre Familien nicht mehr ernähren zu können, Angst um ihre Zukunft. Das erzeugt Stress, der schnell in Gewalt ausarten kann.
Überwiegend fallen Frauen dieser Gewalt zum Opfer. Aufgrund der angespannten Platzsituation in den Frauenhäusern gibt es aber keine Möglichkeit, die Frauen aus der häuslichen Umgebung zu holen. Obwohl die Mitarbeiterinnen in der Frauenhilfestruktur ihr Bestes geben, stoßen sie an ihre Grenzen. So gibt es in den autonomen Frauenhäusern in NRW aktuell nur noch in Aachen freie Plätze. Die Landesregierung ist hier gefordert. Sie muss zügig dafür sorgen, dass mehr Platzkapazitäten entstehen, indem z.B. Hotels für Schutzräume angemietet werden.”

Josefine Paul:
„An erster Stelle braucht es für die Frauenschutzeinrichtungen schnelle und unbürokratische Hilfe. Dafür sind von Seiten des Landes kurzfristig zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Frauenhäuser sind gerade in der aktuell angespannten Situation absolut systemrelevant. Deshalb muss auch den Kindern von Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern im Rahmen der Notfallbetreuung der Zugang zu entsprechenden Plätzen ermöglicht werden.
Durch die eingeschränkten Möglichkeiten, reguläre Beratungsstellen aufzusuchen, sind telefonische und Online-Beratungsangebote für Frauen in Krisensituationen umso wichtiger. Diese Möglichkeiten müssen schnell und unbürokratisch ausgebaut und bekanntgemacht werden.
Darüber hinaus muss die Polizei noch stärker dafür sensibilisiert werden, konsequent von der Möglichkeit der Wohnungswegweisung, d.h. ,wer schlägt, der geht’, Gebrauch zu machen.”