Ein Ladegerät für alle Handys: “Gut für VerbraucherInnen und Umwelt”
Die Kommission gibt Montag, 13. Januar 2020 eine Erklärung zu einem einheitlichen Ladegeräte in der EU für alle Handys im Europäischen Parlament ab.
Das Thema kommentiert Evelyne Gebhardt aus dem Verbraucherschutz-Ausschuss des Europäischen Parlaments:
„Seit mehr als zehn Jahren drängt eine große Mehrheit im Europäischen Parlament auf die Einführung von europaweit verbindlichen Regeln, damit alle Handynutzerinnen und Handynutzer das gleiche Ladegerät verwenden können. Wie lange wird es noch dauern, bis die EU-Kommission einsieht, dass die Industrie das Problem nicht von selber lösen wird? Nicht zuletzt die offensive Kampagne Apples gegen gesetzliche Vorgaben demonstriert, dass Absichtserklärungen der Hersteller nicht ausreichen. Wir dürfen uns auf diese Hinhaltetaktik der Lobbyisten nicht einlassen. Ein einheitliches Ladegerät kommt den Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie der Umwelt zugute, weil dadurch viele Tonnen Elektromüll vermieden werden können.“
Im Jahr 2009 gab es 30 verschiedene Ladegeräte für Mobiltelefone auf dem europäischen Binnenmarkt. Damals einigten sich auf Betreiben der EU-Kommission führende Mobiltelefon-Hersteller in einer Absichtserklärung auf ein einheitliches Ladegerät. Heute haben die meisten Hersteller, mit Ausnahme von Apple, den Micro-USB-Standard und neuerdings den USB-C-Standard übernommen. Nachdem die erste Absichtserklärung 2014 ausgelaufen ist, ist in Anbetracht technologischer Entwicklungen eine Nachfolgeregelung nötig. Die EU-Kommission setzte bisher auf einen Ansatz zur Selbstverpflichtung, doch die vorgelegten Entwürfe der Industrie für ein Nachfolgeabkommen waren nicht befriedigend. Deshalb untersucht die Kommission, ob sie auf Grundlage der 2014 angenommenen Richtlinien für Funkanlagen mit einem sogenannten delegierten Rechtsakt verbindliche Regeln einführt (Radio Equipment Directive).
Die Europaabgeordneten fordern bereits seit zehn Jahren verbindliche Regeln für ein einheitliches Ladegerät für Funkanlagen – darunter Mobiltelefone, Tablets, E-Book Lesegeräte, Smart Kameras, und weitere kleine oder mittelgroße Elektrogeräte – und sind mit dem zaghaften Vorgehen der Kommission unzufrieden. Die aktuelle Fragmentierung des Markts schränkt Verbraucherinnen und Verbraucher ein, da sie mit dem Kauf eines neuen Geräts auch ein neues Ladegerät kaufen müssen. Beim Reisen führen sie verschiedene Ladegeräte mit sich. Durch ein einheitliches Ladegerät könnte der Elektromüll, der durch die Anhäufung von alten Ladegeräten entsteht und aktuell auf 51.000 Tonnen jährlich geschätzt wird, reduziert werden.
Ende Januar wird das Europäische Parlament seine Position zum Thema in einer Resolution abstimmen. Eine Studie der EU-Kommission zur Folgenabschätzung wird derzeit finalisiert und in den kommenden Wochen erwartet.