Stärkere Tarifbindung im Handwerk nötig
Immer weniger Handwerksbetriebe zahlen Tariflohn, gerade noch 30 Prozent der Arbeitsverträge sind tarifvertraglich geregelt. Das müssen wir ändern. Die Rückkehr zu einer stärkeren Tarifbindung ist für uns ein zentraler Baustein in einem ganzen Bündel von Maßnahmen, mit dem wir die Attraktivität des Handwerks für Auszubildende und Fachkräfte steigern. Den Auftakt machen die Beratungen über die Rückkehr zur Meisterpflicht in bestimmten Gewerken, für die nach der Sommerpause ein erster Gesetzentwurf vorliegen soll. Darüber hinaus werden wir das Meister-Bafög ausbauen, Gebühren für bestandene Meisterprüfungen erlassen und eine Mindestausbildungsvergütung einführen.
Sabine Poschmann, stellvertretende wirtschaftspolitische Sprecherin:
„Ein entscheidender Punkt im Wettbewerb um Auszubildende und Fachkräfte sind attraktive Arbeitsbedingungen und gute Löhne. Zwei von drei jungen Menschen wandern nach ihrer Ausbildung im Handwerk wieder ab. Rund 35 Prozent der Abgänger suchen sich besser bezahlte Jobs in der Industrie. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in der Tarifflucht vieler Handwerksbetriebe. Diese Entwicklung muss gestoppt werden.
Die Handwerksverbände und die Innungen sind als öffentlich-rechtliche Institutionen aufgefordert, ihrer Verantwortung als Sozialpartner der Gewerkschaften wieder stärker nachzukommen und die Tarifverhandlungen für ihre Mitgliedsfirmen zu übernehmen. Ziel muss es sein, tarifliche Standards bei Löhnen und Arbeitsbedingungen herzustellen und so die Attraktivität des Handwerks insgesamt zu steigern.
Wir setzen dabei zunächst auf die Freiwilligkeit der Tarifpartner. Sollte es in dem Bereich allerdings keine Bewegung geben und die bisherige Entwicklung weitergehen, müssen wir diskutieren, wie wir das Handwerk stärker in die Pflicht nehmen können. Dazu gehört dann möglicherweise auch eine Reform der Handwerksordnung.“