Zum „Tag der Menschen mit Behinderung“

Seit 1993 wird am 3.12. der internationale Tag der Menschen mit Behinderung begangen. Vor diesem Hintergrund haben wir heute im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales eine Anhörung zum Teilhabebericht 2020 mit Sachverständigen durchgeführt: die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind auch für Menschen mit Behinderung gravierend.

Im Oktober dieses Jahres liegt die Anzahl der arbeitslosen Menschen mit Schwerbehinderung in Deutschland um rund 13 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Damit sind derzeit mehr als 170.000 Menschen mit Behinderung ohne Arbeit – der höchste Wert seit 2016. Auch in NRW müssen wir uns mit dem Anstieg der Arbeitslosenquote mit mehr als 11 Prozent auseinandersetzen, das gilt ganz besonders für arbeitslose und von Arbeitslosigkeit bedrohte Frauen.

Zudem bleibt ganz klar: Menschen mit Behinderung dürfen auch in Zeiten der Corona-Krise nicht benachteiligt werden! Alle Menschen gleichermaßen müssen darauf vertrauen können, dass ihnen der Staat bestmögliche medizinische Versorgung und soziale Betreuung garantiert, wenn sie es brauchen.

In Deutschland und auch bei uns in NRW fällt die Bilanz zum Thema Inklusion also leider noch sehr gemischt aus. Ich möchte aus diesem Grund in der kommenden Zeit weiter insbesondere mit Vertreter*innen der Infrastruktur für Menschen mit Behinderung in meinem Wahlkreis in Kontakt treten und zusammen arbeiten, um gemeinsam Teilhabe und lnklusion auch vor Ort zu stärken.

AIn Vorbereitung auf den heutigen Thementag habe ich mit Jens Altenhain, Beisitzer der Arbeitsgemeinschaft Selbst Aktiv – Menschen mit Behinderungen in der NRWSPD und regelmäßiger Zuhörer der Ausschussdebatten Arbeit, Gesundheit und Soziales Kontakt aufgenommen und er hat mit mir seine Wünsche für die Zukunft geteilt:

„Inklusion – Partizipation erfordern immer ein besonderes Engagement nicht nur direkt Betroffener, sondern auch von  Personen, die im Umfeld von Institutionen Verantwortung tragen. Fragen der Integration werden nun bereits seit vielen Jahren unter dem Begriff der Inklusion diskutiert. Hier sind immer noch viele Vorurteile im Spiel. Meiner Meinung nach drängt sich der Eindruck auf, dass nur im unmittelbaren Umkreis von Menschen mit Behinderung die nötige Sensibilität vorhanden ist. Wenn auf diesem Gebiet Verbesserungen für die Betroffenen erreicht werden sollen, muss die gesellschaftliche Anteilnahme, also Solidarität mit den Betroffenen und die Notwendigkeit dazu in das Bewusstsein der Gesellschaft hineingetragen werden.

Natürlich gibt es in vielen Bereichen gute Ansätze, die Inklusion und Partizipation fördern, wie zum Beispiel Kinderkrippen, Kindertagesstätten, Sportvereine und soziale Inklusion in verschiedenen Schulformen (vorwiegend allerdings Gesamtschulen, Sekundarschulen und Grundschulen). Hierzu zählt allerdings auch die Förderung von Fähigkeiten zur Verbesserung der schulischen Partizipation durch Heilpädagogik.

Dies alles ist aber ein doch eher „geschlossener“ Raum, der sich bis zum Ende einer schulischen Laufbahn zeigt. Eine entscheidende Problemphase ist der Übergang in den sogenannten Ausbildungs- oder Weiterbildungsbereich, etwa auch im Bereich eines evtl. Studiums. Dazu gehört auch die spätere Integration und Förderung in unterschiedlichen beruflichen Feldern, in denen Menschen mit Behinderung tätig werden.

Auch hier muss es selbstverständlich werden, dass Kollegen/innen, Mitarbeiter/innen etc. unterstützend agieren, Verständnis aufbringen und, dass die Besonderheit von Menschen mit Behinderung akzeptiert wird. Die AG SelbstAktiv der NRWSPD muss konsequent für die Inklusion kämpfen, sie in den Medien – und vielleicht auch auf Veranstaltungen im städtischen Umfeld – in den Fußgängerzonen und auch an den Haustüren in der Bevölkerung vertreten. Ich wünsche mir, dass die zukünftigen Kandidat*innen Zugang und Kontakte zum Landesvorstand der NRWSPD, Zugang zu den Parlamenten im Land und im Bund, sowie auch zum Europaparlament haben. Ansonsten schließe ich mich den Grundsätzen und Richtlinien der AG Menschen mit Behinderungen in der SPD vom 10.02.20 an.“

Zur Autorin: Christina Weng ist MdL für den Wahlkreis Minden-Lübbecke